Suriname
01.03.2017Unterwegs im südamerikanischen Suriname: Zwischen kolonialen Herrenhäusern und Hängematten
Suriname ist hierzulande als Urlaubsziel noch weitgehend unbekannt. Dabei hat der südamerikanische Staat besonders Reisenden auf der Suche nach unberührter Natur und einmaligen Erlebnissen viel zu bieten. Suriname gehört zu den grünsten Ländern der Welt, rund 80 Prozent seiner Fläche bedeckt Urwald. Tief im Dschungel leben Indio- und Maroon-Stämme ihre jahrhundertealten Traditionen. Zur Erhaltung der Urwälder und ihrer Bewohner haben die Verantwortlichen mehrere Schutzgebiete ausgewiesen, darunter das UNESCO-Welterbe Central Suriname Nature Reserve. Dieses umfasst mit rund zehn Prozent der Landfläche einen der weltgrößten tropischen Regenwälder. Den Kontrast zur Waldesstille bildet die pulsierende Hauptstadt Paramaribo. Im Laufe der Jahrhunderte siedelten hier Menschen verschiedenster Herkunft – von den indianischen Ureinwohnern über die britischen, französischen und holländischen Kolonialherren bis zu afrikanischen Sklaven und Einwanderern aus China, Indien und Brasilien. So abwechslungsreich wie seine Kultur sind auch die Unterkünfte des Landes.
Ausgangspunkt für die meisten Reisenden ist Paramaribo. Surinames Hauptstadt mit der historischen Holzarchitektur begeistert nicht nur Kulturinteressierte, sie hält auch ein großes Unterhaltungsangebot mit Theatern und Tanzclubs bereit. Koloniales Flair hautnah erleben können Besucher nicht nur bei der Besichtigung der unter Weltkulturerbe gestellten Altstadt, sondern in charmanten Gästehäusern und dem luxuriösen Hotel Torarica. Dort wurde ein historisches Stadthaus als Lobby in das zugehörige Eco Resort integriert. Im ehemaligen Wohnzimmer lädt nun die Toucan Bar auf einen Drink (www.torarica.com). Günstiger lässt es sich im Guesthouse Albergo Alberga nächtigen. Während die Architektur des Hauses aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch vom Wohlstand seines einstigen Besitzers - eines reichen Kaufmanns - zeugt, ist die Ausstattung einfach aber komfortabel (www.guesthousealbergoalberga.com). Von beiden Unterkünften erreichen Besucher schnell Paramaribos Sehenswürdigkeiten, Einkaufs- und Ausgehmöglichkeiten.
Logieren bei den Kaffee- und Zuckerbaronen
Auch außerhalb Paramaribos lässt es sich stilvoll logieren. Nördlich, am Ostufer des Suriname River liegt die Plantage Frederiksdorp. Wo früher Kaffeepflanzen angebaut und Bohnen gedörrt wurden, entstand zu Beginn des neuen Jahrtausends in den kolonialzeitlichen Gebäuden eine kleine Hotelanlage. Neben dem großen Herrenhaus mit vier geräumigen Schlafzimmern für Gruppen mit gemeinschaftlicher Dusche/WC, Wohnzimmer und Balkon, bietet das Gästehaus sechs Apartments. Diese sind jeweils mit separatem Wohn- und Schlafzimmer, einem zusätzlichen Schlafboden, Dusche/WC, Kühlschrank, TV und Balkon ausgestattet. In der üppig grünen Gartenanlage können Gäste die Seele baumeln lassen. Abwechslung vom vielen Grün bietet ein Besuch des nahegelegenen Dorfes. Darüber hinaus ist die Plantage ein guter Ausgangspunkt für Bootstouren über den Fluss. Am spektakulärsten sind die Ausflüge in der Abenddämmerung zur Delfinbeobachtung. Dann sieht man die seltenen rosa Flussdelfine in kleinen Grüppchen durchs Wasser pflügen. (www.frederiksdorp.com)
Ebenfalls am Flussufer, südlich der Hauptstadt liegt das Öko-Resort Bergendal auf dem Gelände einer ehemaligen Zuckerplantage. Die Gäste nächtigen in kleinen Bungalows, die mit allem ausgestattet sind, was auch anspruchsvolle Reisende erfreut. Das Hotel-Restaurant mit Blick über den Fluss bietet eine wohlschmeckende, internationale Küche mit lokalem Einschlag. Auf dem weitläufigen Areal lassen sich viele einheimische Tiere beobachten. Sportliche können im zugehörigen Activity Center verschiedene Angebote wahrnehmen. Der Suriname River lädt zu Kajak-Törns oder Bootsfahrten unter dem Sternenhimmel ein. Abenteuerlustige Gäste können die Zip-Line (Seilrutsche), die quer über den Fluss führt, nutzen, sich mit einem Seilsystem wie Tarzan von Baum zu Baum schwingen oder Wanderungen durch den Regenwald unternehmen. Auch verschiedene Ausflüge in die Umgebung werden angeboten, darunter zu den Spuren kolonialen Erbes, auf den Brownsberg oder den Brokopondo-Stausee mit seinem Geisterwald abgestorbener Bäume. (www.bergendalresort.com)
Baumskelette im Blommesteinmeer
Seine besondere Atmosphäre erlebt man am besten in einem der verschiedenen Resorts, die mitten im Brokopondo-See – nach dem ausführenden Ingenieur auch Blommesteinmeer genannt – liegen. Bereits die Anreise zu den Inseln ist ein kleines Abenteuer. Als der riesige Stausee, einer der größten der Welt, in den 1960er Jahren angelegt wurde, wurden die Bäume nicht gefällt und ihre Spitzen ragen nun aus der Wasseroberfläche. Die kahlen Baumspitzen erfordern viel Geschick bei der Navigation der Boote. Vor einigen Jahren erkannte man das Potenzial der Tropenhölzer und begann, diese in 35 Meter Wassertiefe zu fällen. Sie finden im Möbel- und im Hausbau Verwendung. So ist das Matu Island Eco Resort aus den Bäumen des Brokopondo-Sees errichtet. Neben dem Hauptgebäude befinden sich auf der Insel zwei kleine Ferienhäuser, die komfortabler als die einfachen Zimmer des Resorts ausgestattet sind. Bei dessen Holzarchitektur wurde viel Aufmerksamkeit auf kleine Details gelegt. Hängematten und Sitzecken laden zum Verweilen und Entspannen ein. Das kleine Eiland kann schnell zu Fuß umrundet werden. Abwechslung bieten Kayaktörns auf die unbewohnten Nachbarinseln, deren flache Strände auch zum Schwimmen geeignet sind. (www.matu-island.com)
Die Maroons: Afrika-Feeling in Südamerika
Dem Kontakt mit Wasser können Reisende in Suriname kaum entkommen, denn außerhalb Paramaribos wird das Straßennetz dünner und hört in Richtung Süden bald ganz auf. Dann heißt es auch für Urlauber, umsteigen auf das Boot. Acht große Flüsse durchziehen das Land – sie werden zu Transportwegen, um die meisten Ziele im Landesinneren zu erreichen. Insbesondere entlang des oberen Suriname-Flusses finden sich Siedlungen der Maroons, die Nachfahren entflohener Sklaven. Da sie unterschiedlichen Stämmen angehört hatten, ergab sich bereits während der Kolonialzeit eine einzigartige Mixtur afrikanischer Traditionen. Zwar haben in ihren Dörfern westliche Errungenschaften Einzug gehalten, doch die Hütten sind noch nach traditioneller Weise gebaut. Auch das Kunsthandwerk wird gepflegt und Casave-Brot noch auf dem offenen Feuer gebacken.
Reisende übernachten in kleinen Lodges – vom gehobenen Standard bis zur Unterkunft im Campingstyle mit Hängematten –, die sich in ihrer Gestaltung ebenfalls an afrikanischer Bauweise orientieren. Zu den am besten ausgestatteten gehört die Danpaati River Lodge. Die einfach, aber liebevoll eingerichteten Häuschen verfügen über eigene Badezimmer und kleine Veranden mit Hängematte. Für den guten Start in den Tag wird frühmorgens bereits Kaffee oder Tee auf die Veranda gestellt, so dass man die erste Tasse mit Blick auf den Fluss genießen kann. Dieser lädt auch zu einer Reihe Aktivitäten ein. Die Strömung bildet eine Art natürlichen Whirlpool, in dem man herrlich entspannen kann. Weiterhin gibt es ein eigenes Wellness-Center, wo man sich massieren lassen oder Anwendungen mit einheimischen Zutaten genießen kann. Auch Ausflüge in den umgebenden Regenwald sind möglich. (http://danpaati.com)
Indigenes Suriname: Indiokultur und Meeresschildkröten
Neben klassischen Urwaldexpeditionen zu Jaguar, Tapir, Gürteltier, Brüllaffe und zahlreichen exotischen Vögeln bieten Reiseveranstalter auch Besuche bei den indigenen Stämmen Surinames an, die Touristen Einblick in ihre Traditionen gewähren. Die indianischen Ureinwohner wie die Trio und die Wayanas leben zurückgezogen im unzugänglichen Grenzgebiet zu Brasilien. Um diesen Teil des Landes zu erreichen, kann man von den beiden Regionalflugplätzen Paramaribos mit kleinen Propellerflugzeugen zu verschiedenen Landepisten im südlichen Suriname starten. Während des rund zweistündigen Fluges erstreckt sich unten ein fast nur von den Flüssen unterbrochenes grünes Blätterdach. Am Ziel geht es begleitet von kundigen Führern zu Fuß oder auch hier per Boot weiter durch den Regenwald. Geschlafen wird in einfachen Lagern in Hängematten mit Moskitonetzen. Den Speiseplan ergänzt frisch gefangener Fisch und was der Dschungel hergibt.
Auch ohne Flug, sondern über Straße und Fluss können Besucher Eindrücke von der Indiokultur Surinames erhalten. Im äußersten Nordosten des Landes empfängt das Dorf Galibi Besucher in der Myrysji Lodge. Die sehr einfache Herberge ist Ausgangspunkt für Spaziergänge durch die Indio-Gemeinde. Die Bevölkerung gewährt Einblick in ihre Bräuche und Lebensweise bei Brotbacken, Fischdörren, Kunsthandwerk sowie Gesang- und Tanzdarbietungen. Der Ort verfügt auch über ein kleines Museum. Besondere Attraktion für Naturliebhaber sind die nahen, an der Mündung des Flusses Marowijne in den Atlantik befindlichen Eiablageplätze der Meeresschildkröten. Zwischen Februar und Juli können die sanften Reptilien in dem Naturschutzgebiet dabei beobachtet werden.
Das im Nordosten Südamerikas gelegene Suriname ist hierzulande noch ein Geheimtipp. Reisende erwartet tropischer Regenwald, der 80 Prozent der Landesfläche bedeckt, und zu einem großen Teil unter Naturschutz steht. Kleine Lodges inmitten der unberührten Natur sind Ausgangspunkt für Erkundungstouren der vielfältigen Flora und Fauna, u.a. Jaguar, Tapir, Gürteltier, Brüllaffe und zahlreiche exotische Vögel. Aktivurlauber kommen beim Kayaken, Mountainbiken, Angeln oder Reiten auf ihre Kosten. Dazu zeichnet sich das Land durch die ausgesprochen warmherzige und entspannte Wesensart der Bevölkerung aus. Die offene Mentalität ist Ergebnis der großen Vielzahl der Nationalitäten, die sich im Laufe der Jahrhunderte in Suriname ansiedelten und ihre eigenen Traditionen mitbrachten. Weitere Informationen auf www.surinametourism.sr
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